Vorgeschmack

Hab’ etwas schief gehoben,
einen Wirbel mir verschoben,

kann nicht gerade gehen,
nicht aufrecht stehen,

selbst das Sitzen,
läßt mich schwitzen,

es schmerzt beim bücken,
mich der Rücken,

wenn ich mich dreh’,
tut’s höllisch weh,

ganz zu schweigen,
von sich auf die Seite neigen.

Will Brot und Milch mir kaufen,
schnell ins Geschäft hinunter laufen,

schon um die Schuh’ zu binden,
muß ich mich verwinden,

und von laufen keine Spur,
wenn der Rücken bockig ist und stur,

mein Wunsch nach Milch hat mir beschert,
meinen Einkauf mir erschwert,

weil sie begehert, weil sie beliebt,
nur im untersten Regal sie gibt,

komm nicht d’ran, komm nicht hin,
weil so lediert ich bin,

schaff es doch mit Müh’ und Not,
hol mir noch ein Stückchen Brot,

will’s nach Haus’ in einer Tasche tragen,
doch ich muß um Hilfe fragen,

wer sie mir vom Boden hebt,
hab’ noch nie solch’ Qual erlebt,

kleinen Schrittes, Stück für Stück,
leg’ ich meines Weg’s zurück,

freu’ mich nach jeder Stiege,
die ich mit Kampf besiege,

in ein paar Wochen bin ich wieder g’sund,
der Rücken stramm und rund.

Bin ich erst ein alter Mann,
von 100 Jahr’, was ist dann?

Jeder Handgriff, ganz egal,
ob schwierig, ob banal,

erfordert Kraft und Mut,
wird fordern den Tribut,

den ich der Gesundheit nicht gezollt,
weil das Laster lieber ich gewollt.