Es gibt unendlich viele Möglichkeiten einen Menschen zu verletzten. Nahezu jeder Gegenstand der spitz, scharf oder schwer
genug ist eignet sich dazu. Egal ob Messer, Schere, Glasscherbe, Bleistift, Kerzenleuchter, Holzscheit oder auch nur die Faust.
Doch nicht genug dessen hat der Mensch eigens Werkzeuge zur Verwundung und Tötung seinesgleichen entwickelt und hat noch nicht geendet noch weitere, noch mehr, noch abscheulichere, noch wirksamere, noch qualvollere und noch hinterhältigere Gerätschaften der Vernichtung zu kreieren.
Immer mehr Mensch haben solche Objekte der Bösartigkeit zu Hause.
Noch gravierender ist, das jeder Mensch im Besitz der schrecklichsten aller Waffen ist. Kein Dolch ist so scharf, kein Schwert so spitz, weder das Projektil von Pistole oder Gewehr so explosiv wie die menschliche Zunge.
Die Menge an Pulver gibt der Patrone die Schlagkraft eben wie sich die richtigen Buchstaben zu einem sein Ziel, somit seine Wirkung, nicht verfehlendem Wort formulieren können. Eine Salve an Worten, ähnlich der eines Maschinengewehrs die einen Mensch verletzen oder sogar töten würden, trifft der zielsicher formulierte Satz mitten ins Herz und Hirn verbleibt im Erinnerungsvermögen und der Mensch muß damit leben. Wogegen der von einer Kugel getötete Mensch nichts mehr empfindet, der verletzte nach dessen Genesung wieder vollständig hergestellt ist.
Ist er in seiner Ehre gekränkt, in seinem Stolz verletzt, wurde seine Profession angezweifelt, sein Können, sein Talent, seine Berufung kritisiert, geschah dies in der Öffentlichkeit im Beisein seiner Bewunderer und Untergebenen, so wirkt es schwerwiegender als jedwede ihm körperlich angediehene Gewalt.
Wird ihm diese Schmach kontinuierlich zugefügt, führt dies zum Zweifel an sich selbst und der Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Spitzzüngigkeiten. Die Qualen werden stärker die Stiche treffen tiefer und tiefer, der Verfall in die Depression folgt, die nervliche Belastung steigt ins unermeßlich.
Unbeherrschbare Zuckungen im Gesicht stellen sich ein, ein leichter Juckreiz am Handrücken animiert zu ständigen kratzen und schaben an den eigenen Händen. Unter den unaufhörlichen Treffern der verbalen Projektile beugt sich der Getroffene dem psychischem Verfalle und bricht.
Die Effektivität der Waffe “menschliche Zunge” ist unendlich, der Nutzen zur Antipode aber ebenso wertvoll und nützlich wie sie schädlich sein kann.
Jeder noch so kranke, vom Unglück geschlagenen kann wieder aufgerichtet und mit beiden Beinen ins Leben gestellt werden.
So gehe kurz in Dich bevor Du jemanden kritisierst, piesackst oder ihm täglich das Gleiche an den Kopf wirfst!