Von Mensch und Tier

Es ist der eine dünn der and’re dick,
unansehnlich oder chic,

ob mit Krawatte oder ärmel aufgekrempelt,
ein jeder wird einmal zum Tier gestempelt,

hör’s fast jeden Tag,
stellt’ mir irgendwann die Frag’,

paßt der Mensch in dies’ Gefüge,
oder ist’s das Tier das ich betrüge?

Es gibt wohl keine Grund,
warum der, der arm ist, ist ein Hund,

und es stört mich ungemein,
daß reich und schmutzig ist ein Schwein,

eine Augenweide ist der Pfau,
genannt wird so die arrogante Frau,

noch eine Frage stell ich jetzt und hier,
läßt sich vergleichen Mensch und Tier?
Trinkt Wasser und kein Bier,
kennt weder Neid noch Gier,
muß nicht lernen am Klavier,
braucht keinen Bleistift, kein Papier,
meßt nicht mit Zahlen weder 1,2,3, noch 4,
begehrt nicht Millionen so wie wir,
trägt keine Schmuck zur Zier’,
hat keine Feinde im Visier,
noch viele Beispiel’ könnt ich nennen Dir.

So frag’ ich jetzt zum dritten mal,
ist Mensch sein nicht die größ’re Qual?

Betrachten wir das Schaf,
steht auf der Alm, gemächlich brav,
braucht nichts als Futter und ein wenig Schlaf,

frißt frisches Gras auf ihrer Weide,
tut keinem Menschen was zu Leide,

die Kuh, der gleiches ist beschieden,
ist glücklich und zufrieden.

Zum letzten mal die Frage mit Bedacht gewogen,
ist’s nicht der Mensch der wird vom Mensch betrogen?